SINZING (sk). Das Empfangskomitee zur Gemeinderatssitzung zum Thema „Windpark Sinzing“ war ungewöhnlich. Zwei Polizeibeamte der PI Nittendorf sicherten den Vorplatz am Feuerwehrhaus, warteten wohl auf Demonstranten, die sich angekündigt hatten, dann aber doch nicht erschienen. Umso aktiver beteiligten sich die Zuhörer an der Aussprache der Gemeinderäte. Je nach Argument und Standpunkt des Vortragenden applaudierte die Anhängerschaft.
Nach den Einlassungen der Gegner und Befürworter zum Sinzinger Windpark (siehe gelber Kasten Seite 5) und vor der Abstimmung zu den Einwendungen, erläuterte Dipl.Ing. Bernhard Bartsch nochmals einzelne Kritikpunkte, deren Relevanz und Wirkungsweisen. Anhand einer umfangreichen Ausarbeitung erklärte der erfahrene Planer, der auch für die Marktgemeinde Nittendorf tätig ist, die strittigen Punkte, verwies auf die Entprivilegierung durch die 10H-Regelung, erläuterte Gutachten und Analysen zu Infraschall, Lärmschutz, Schattenwurf, Siedlungsabstand und der daraus entstehenden, optisch-bedrängenden Wirkung.
Anhand von Beispielbildern visualisierte Bartsch die Sichtbeeinträchtigung denkmalgeschützter Bauten. Exemplarisch standen dabei die Burgruine Loch, der Burgfried in Viehhausen und die Kirche in Haugenried. Bei der Sichtbezugsanalyse seien hier keine erheblichen Auswirkungen festzustellen.
Die Beeinträchtigung des Landschaftsbild unterliege einem Abwägungsergebnis. Das Ziel Sinzings, die Schaffung von erneuerbaren Energien, habe erhebliches Gewicht. Trotz unzweifelhafter Auswirkungen wäre trotzdem die Entscheidung zu Gunsten der Windräder zu fällen, da sonst unter dieser Maßgabe im gesamten Gebiet kein Platz für ein Windrad zu finden wäre.
Zum befürchteten Wertverlust bei Immobilien zitierte Bartschein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes. Dieses stellt fest: „Einen allgemeinen Rechtssatz des Inhalts, dass der Einzelne einen Anspruch darauf hat, vor jeglicher Wertminderung bewahrt zu werden, gibt es nicht.“ Auch die Artenschutzrechtlichen Belange sollten nach Auffassung der Verwaltung ausgeräumt sein.
Patrick Grossmann:
„Die Entscheidung für den Windpark Sinzing ist wohlbegründet und erfolgt in Einklang mit allen Fachstellen und dem Bürgerwunsch, der sich im Leitbild wiederfindet“
Bürgermeister Patrick Grossmann betonte nochmals, die Entscheidung für den Windpark Sinzing sei also wohlbegründet. Die Zustimmung erfolge in Einklang mit allen Fachstellen und mit dem Bürgerwunsch, der sich im Leitbild der Donaugemeinde wiederfinde.
Als kompletten Schwachsinn bezeichnete Hans Dechant dann in seiner Einlassung die Installation der Windräder und die Behauptung, Sinzing würde damit energetisch autark. Durch seine „Enthüllung“, dass der gewonnene Strom von den Windrädern Richtung Donau abgeleitet werde, glaubte er die Verfechter der Autarkie und damit Sinzings energetische Unabhängigkeit entlarvt zu haben. Somit sehe er, Dechant, für Sinzing gar keinen Nutzen, weil der Strom wo anders hingehe. Es gebe auch nur dubiose Angaben zur Wirtschaftlichkeit der Anlage.
Bürgermeister Grossmann stellte nochmals klar, dass die Autarkie eine rechnerische Größe darstelle. Wenn sich jede Kommune in dieser Form auf den Weg machen würde, entstünde die bundesweite Unabhängigkeit von Atomstrom und vom Einsatz fossiler Brennstoffen zur Stromerzeugung. Im Übrigen sei die Wirtschaftlichkeit Sache des Betreibers.
Auch für Gernot Seybold machen die Windräder keinen Sinn. „Es weht nicht jeden Tag ein Wind.“ Damit prognostiziert der Eilsbrunner einen nur mittelmäßigen oder schlechten Ertrag. Sein Appell: „Lasst die Natur in Ruhe.“
Nicolas Hilpert zum Thema Sichbeeinträchtigung von Baudenkmälern:
„Kohlendioxid schadet den alten Mauern viel mehr.“
„Die Plus-Minus-Rechnung“ muss für Michael Gaßner passen. Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit oblige nicht der Kommune. Energieautarkie stehe nicht in Verbindung mit einer Direktversorgung. „Natürlich wollen wir keine Bauruine.“
Auch Nicolas Hilpert betonte die Versorgungssicherheit durch die dezentrale Energieeinspeisung. Sein Fazit: „Wenn wir jetzt den Windpark ablehnen und uns das andere gleichtun, kommen wir nie zur Energiewende.“ Bezogen auf die Baudenkmäler gibt der Grüne zu bedenken: „Kohlendioxid schadet den alten Mauern viel mehr.“ „Wir brauchen einen sauberen Strom,“ ergänzte dazu noch Andrea Ramsauer.
Dr. Bernhard Edenharter zog in seiner Argumentation gleich die radikale Karte. „Am besten ist es, wir nützen gar keinen Strom mehr. Atom wollen wir nicht, wegen des Irrsinns der Endlager. Wir wollen immer alles, aber bitte nicht bei uns vor der Haustüre.“ Dr. Edenharter bezeichnet sich nicht als Freund der Windräder, fragt aber rhetorisch, was die Alternative sei. Jeder wolle auch schnell mit dem Auto von A nach B kommen, aber Autobahn vor dem Haus: „Nein, Danke.“
Alois Renner wollte vom Planer Bartsch wissen, warum denn alle anderen Gemeinden, wie Hemau, Breitenbrunn oder Kelheim von ihren ursprünglichen Projekten zurückgetreten sind. Dies erklärte Bartsch mit der Auswirkung der 10H-Regelung und der Entprivilegierung. Das Entscheidungsrecht und die Steuerung über die Standorte liege nun bei den Gemeinden.
Der Aussprache folgte dann der Abstimmungsmarathon über die Einwendungen. Ihre grundsätzliche Ablehnung zu den Windrädern, damit alle Einwendungen unterstützend, hielten die beiden SPD-Räte Alois Renner und Hans Dechant, sowie der CSU-Rat Gernot Seybold aufrecht. Mit den diversen Änderungen der Verwaltung durch die Einwendungen beschloss der Gemeinderat die erneute öffentliche Auslegung von Flächennutzungsplan und Bebauungsplan. Damit stehen die Gemeinderäte weiterhin mehrheitlich zu dem Projekt „Windpark Sinzing“.
Gegner und Befürworter des Windpark Sinzing kommen zu Wort
Rainer Donhauser, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Gegenwind“ nutzte das ihm erteilte Rederecht, um der Versammlung die wesentlichen Gegenargumente darzulegen. Auf „wenig Nutzen, sondern deutlichen Schaden“ plädieren die Windradgegner, sie erkennen einen gigantischen Eingriff in die Landschaft und eine grenzwertige Bewertung des Artenschutzes. Der Bau der Energieriesen würde auch vom Denkmalschutz, wegen der Sichtverbindung zu einzelnen historischen Bauten, abgelehnt. Den Einwendungen der Nachbargemeinde Nittendorf wegen der Nähe der Räder zu den Ortsteilen Viergstetten und Haugenried werde die Realisierung des Projektes ebenfalls nicht gerecht.
Die Argumente für den Sinzinger Windpark führt Hans Griesbeck vom Arbeitskreis Energie ins Feld. Er wies nochmals darauf hin, dass die Sinzinger Bürgerschaft seit 2011 in vielen Informationsveranstaltungen ins Thema gebracht wurden. Im Leitbild Sinzings, das unter Mitwirkung der Bürgerschaft entstand, sei ausdrücklich verankert, die Energiewende nicht nur auf breiter Front zu unterstützen sondern auch alles zu tun, um diese Energiewende mit auf den Weg zu bringen. Die energetische Autarkie sei von Beginn an die Zielsetzung. Dabei stehe natürlich der Erhalt der Arbeitsplätze und der Reduzierung von Energieimporten in der Betrachtung.
Auch Dr. Susanne Stangl vom Bund Naturschutz forderte die Umsetzung des Windparks. Der März dieses Jahres sei der wärmste seit der Wetteraufzeichnung gewesen. Sinzing leiste mit seinem Projekt auch einen Beitrag zum Naturschutz und müsse schnell voranschreiten. Es müsse Alles getan werden, um das erklärte Klimaerwärmungsziel von 1,5 Grad zu halten. Hier sei jeder Beitrag wichtig.
Zur Rede kam auch die Tatsache, dass es für den Windpark im Paintner Forst keine Genehmigungsperspektive mehr gäbe. Hier betonte Alexander Schweyer von Ostwind, dass damit der Windpark Sinzing noch wichtiger werde.