Bürgerzeit-Stammtisch: „Die Jagd im Wandel der Zeit“

Rede und Antwort stehen die Besucher des Jägerstammtischs im Gasthaus Riederer in Schacha

Hans Riederer (83):

„Die Jagdziele haben sich in den vergangenen Jahrzehnten komplett geändert: Früher haben wir Niederwild wie Hase, Rebhuhn oder Fasan erlegt, heute gibt es das fast nicht mehr bei uns. Jetzt steht dafür die Wildschweinbekämpfung im Vordergrund.“

Peter Bock (50):

„Vor 20, 30 Jahren war die Jagd noch eine Leidenschaft, heute fühlen wir uns oft als Ungeziefervernichter, der möglichst viele Rehe und Wildschweine erlegen soll. Wir sollten wieder dahin kommen, dass der Wald nicht vor dem Wild kommt, sondern dass wir einen Wald mit Wild haben.“

Helmut Meier (54):

„Für mich als Küchenmeister ist entscheidend, dass sich die Wildbretthygiene stark verbessert hat. Früher wurde das Tier einfach an der Luft aufgehängt, das wird einem so hochwertigen Lebensmittel, das auch fernab von Massentierhaltung ist nicht gerecht.“

Christian Holnberger (52):

„Der Wildschweinbestand hat sich von Null auf inzwischen so viele erhöht, dass wir dem nicht her werden. Die Tiere sind nachtaktiv, wir sehen aber nur bei Vollmond genug, um sie sicher abzuschießen. Das reicht einfach nicht aus.“

Markus Hegelein (41):

„Heute sind bis spät abends viel zu viele Leute im Wald, die noch dazu oft nicht auf den Wegen bleiben. Das Wild hat keine Ruhe mehr. Es muss doch nicht sein, dass 20 Minuten vor Einbruch der Dunkelheit ein Mountainbiker aus dem Unterholz bricht.“

Simon Eichenseher (25):

„Früher haben wir das Raubwild auch zum Schutz des Niederwilds reduziert. Heute werden Luchs, Wolf, Habicht und Bussard unbegrenzt angesiedelt, obwohl Niederwild wie Hase, Rebhuhn und Fasan durch die immer stärkere Besiedlung eh schon fast nicht mehr existieren.“

Michael Staudigl (59):

„Früher hat ein Bauer nur Holz gemacht, wenn er dringend Geld brauchte, heute ist das anders. Dadurch hat sich das Verhältnis zum Jäger verschlechtert: Ich gehe auf die Jagd, um etwas zu sehen, um Tiere zu erleben und nicht nur, um sie zu erschießen. Genau das wird aber heute verlangt.“

Manfred Riepl (63):

„Wir bräuchten mehr Wildruhezonen: Der Freizeitdruck auf den Wald ist enorm,  die Landwirtschaft hat sich gewandelt. Größere Maschinen und Flurbereinigung sind Stichworte. Heute blüht keine Wiese, weil nur Silage hergestellt wird. Darunter leiden Insekten, Bienen und Niederwild.“

Johann Kaffler (52):

„Forstamt und Waldbauernvereinigung reden den jungen Bauern ein, dass sie in fünf Jahren im Holz alles wieder gutmachen können, was ihre Väter 25 Jahre lang versäumt haben. Deshalb sehen sie in Rehen nur Schädlinge, die dezimiert werden sollen. Das zerstört das Verhältnis zu den Jägern, die das nicht leisten können und wollen.“

Ralf Bodewig (55):

„Ich bin damit einverstanden, dass Raubtiere wie der Luchs wieder angesiedelt werden. Aber dann darf man nicht gleichzeitig den Abschussplan für die Jäger immer weiter erhöhen.“

Siegfried Ferstl (49): 

„Jäger werden von vielen Seiten bevormundet, zum Beispiel durch Verbissgutachten, die Einfluss auf die Jagdpläne und die Abschussquoten haben. Da geht es den Forstbeamten nur ums Geld und um die Sicherung ihrer Jobs.“

Josef Riederer (75): 

„Ich bin 53 Jahre im gleichen Revier auf der Jagd unterwegs, habe immer scharf geschossen und kenne mich deshalb mit den Jagdgenossen gut aus.“